Liebe tanzen - spielerisch, sinnlich, politisch

in Berlin und anderen deutschsprachigen Städten

von Silvana Del Rosso und Christopher Gottwald

Unsere Haltung

Wir glauben, dass jeder Mensch* wichtig ist für diese Welt.
Wir glauben daran, dass es dringend nötig ist ein MENSCHHEITSTEAM zu bilden, bei dem jede* ihren* Platz hat und dazu beiträgt, dass die Menschheit, die Natur und die gesamte Welt erhalten bleiben in einer Weise, die das Leben für unsere Kinder und Enkel nicht nur erträglich sondern wundervoll macht. Wir haben ein Paradies bekommen und sind dabei es zu zerstören durch CO²-Ausstoß, Krieg und Unmengen an Müll und Verschmutzung.

Woher kommt das?

Zum einen leben wir in einem System, dass uns durch Zins und Zinseszins zum Wachstum zwingt – jedes Unternehmen muss größer und größer werden, sonst wird es von anderen verschluckt. Selbstverständliche Dinge, die einmal kostenlos waren, werden inzwischen verkauft wie z.B. Gespräche, Pflege, Wasser… Wir werden zum Konsum verleitet, wann immer es möglich ist. Dadurch geschieht immer mehr Trennung unter uns und Einsamkeit breitet sich aus. Die Bedürfnisse nach Kontakt, Berührung und Verbindung kompensieren wir wiederum mit Konsum.

Was tun?

Wir brauchen Verbindung mit der Erde und den Lebewesen, ehrliche Begegnungen, Bewusstheit, stimmigen Körperkontakt und Vertrauen – sehr viel Vertrauen! Dafür müssen wir neben den Themen Geld und Macht auch die Sexualität aus dem Tabu holen. Wir sind sexuelle Wesen, haben Wünsche, Ängste und Fantasien und dürfen diese zeigen.

Beim LIEBE TANZEN kommen wir zusammen, spüren uns selbst und nehmen uns ganz an mit allem, was gerade da ist. Unsere Bewegungen müssen nicht ästhetisch oder im Rhythmus sein. Wir folgen unseren Impulsen, gehen aufeinander zu und zeigen unsere Grenzen falls etwas unangenehm oder zu viel ist indem wir die Farben des Ampelcodes aussprechen. Dies erlaubt spielerische, kämpferische und auch erotische Begegnungen, die uns Sicherheit und Freiheit geben, dadurch Verbundenheit schaffen und uns gegenseitig nähren.

Dabei ist es wichtig, dass wir alles was wir tun mit Augenkontakt und langsam beginnen. Gib deinem Gegenüber immer die Gelegenheit “rot” zu sagen oder die Begegnung zu verlassen. Es geht nicht darum, dass jede*r tut was *er will, sondern um die Verbindung zwischen uns, die nur aus der gemeinsamen Freiheit entstehen kann.

Das Setting

Auch wir brauchen Geld zum Leben und sind auf Eintrittseinnahmen angewiesen. Es gibt einen Unterstützer- (25€), einen regulären (20€),  und einen ermäßigten Preis (15€), den du in Anspruch nehmen kannst, wenn dir im Moment nur wenig Geld zur Verfügung steht. Solltest du dir auch den ermäßigten Preis nicht leisten können melde dich bei Silvana (delrosso@gmx.de) um einen der 2 Helfer*innenplätze zu erhalten. Komm um 17 Uhr, um an dem Abend beim Auf- und Abbau zu helfen, Tee zu kochen und Obst zu schneiden gegen kostenlose Teilnahme.

Ablauf

Ab 18 Uhr sind die Türen geöffnet zum Umziehen (bewegungsfreundliche Tanzkleidung ohne Schnallen und Knöpfe), Einstimmen und Socializen. 

Um 18:30 Uhr müssen alle Neulinge da sein, denn jetzt beginnt die Liebe-tanzen-Einführung, bei der wir die Vereinbarungen klären:
1. Alles was passiert hat nicht automatisch Auswirkung auf die Zukunft, d.h. eine Berührung hat nicht unbedingt zur Folge, dass wir uns dann auch küssen, ein Kuss heißt nicht, dass wir später zusammen ins Bett gehen oder Telefonnummern austauschen. Wir können uns also voll und ganz auf das Hier und Jetzt einlassen.
2. Wir folgen ehrlich unseren Impulsen und zeigen unsere Grenzen, entweder auf körperliche Weise (die Hand des anderen woanders hinlegen, weggehen, …) oder mit Aussprechen der Ampelfarben („Grün“=…). Hört jemand ein Rot als Reaktion auf seine* Berührung geht er* aus dem Kontakt und bedankt sich dafür, was dazu ermutigt die Grenzen zu zeigen. Nach kurzem Nachspüren kann die Begegnung weitergehen. Sollte eine Person „Lila“ sagen, bedeutet dies, dass sie* mit diesem Menschen für diesen Abend keinen weiteren Kontakt wünscht.

Beim anschließenden Ampelspiel üben wir zu zweit gegenseitiges Berühren und Grenzen zeigen, indem die Person, die berührt wird, alle 10 Sekunden eine der drei Farben ausspricht. Das „Rot“ ist erwünscht und bedeutet nicht, dass du unsensibel bist oder ein böser Mensch!

Dein*e Übungspartner*in ist für diesen Abend dein* „Buddy“, d.h. ihr könnt euch gegenseitig im Laufe des Abends immer wieder connecten, wenn ihr ein Gespräch oder eine Umarmung braucht. Solltest du den Abend frühzeitig verlassen wollen, geh noch einmal zu deine*m Buddy und erzähle ih*r, warum du gehst.

Gegen 19 Uhr sollten auch alle Menschen da sein, die schon öfter beim Liebe tanzen waren, damit wir gemeinsam den Abend mit ein paar Worten zu einem Thema und einer Übung beginnen können. Es gibt keinen Nacheinlass! Am Anfang geht es grundsätzlich um die Verbindung mit dir selbst, deinen eigenen Empfindungen und Gefühlen. Kannst du mit dir alleine ganz zufrieden sein und dir selbst das geben, was du dir von anderen wünschst? Kannst du dir selbst dein*e beste* Lieb haber*in sein? Genieß den ersten Tanz des Abends nur mit dir!

Für die Kontaktaufnahme bieten wir ein paar Ideen an: gemeinsam durch den Raum krabbeln und rollen, zwischen anderen hindurch schlüpfen, in Augen blicken, Bewegungen de*r anderen spiegeln oder sich inspirieren lassen, sich fast berühren, ein Fingerkuppe-an-Fingerkuppe-Duett, mit geschlossenen Augen zufällig eine*n Partner* finden, tanzen zu dritt, …

Musik

Im Laufe des Abends spielt Silvana ihr unvergleichliches Set in einer Welle von zarten Tönen über bekannte Worldmusic-Lieder hin zu wilden Beats. Zwischendurch gibt es meist Livemusik von Naftali, Marc Miethe, Mara oder anderen befreundeten Musiker*innen. Immer mal wieder macht die Musik eine Pause und wir laden zum Innehalten und Nachspüren ein. Wie geht es dir jetzt? Bist deinen Impulsen wirklich gefolgt? Konntest du „rot“ sagen, wenn du es wolltest? Fühlst du dich mit der Person mit der du gerade bist wohl? Was möchtest du im Moment ändern oder was willst du noch erleben?

Abschluss

Gegen 22 Uhr wird die Musik ruhiger und führt uns langsam zum Chillout: Nimm dir eine Matratze und genieße die letzten leisen Melodien. Entweder alleine für dich oder mit anderen kuschelnd. Falls du zu jemandem dazu kommen willst frag einfach nach, ob es sich gerade stimmig für die andere*n anfühlt.

Gegen 22:30 Uhr beenden wir den Abend mit einer Sharingrunde. Erzähle kurz welche besonderen Erlebnisse du hattest, was schön war und was schwierig, welche Gefühle da waren und wie es dir jetzt geht – im Austausch entsteht Verbindung! Außerdem kannst du nach WG-Mitbewohner*innen, Umzugshelfer*innen oder Massageaustausch fragen – mit Unterstützung ist das Leben so viel leichter und freudvoller!

Die Zonen

Neben der eigentlichen Tanz-, Bewegungs und Begegnungszone, die weitestgehend gesprächsfrei bleibt (ausgenommen der Ampelfarben und kurzer notwendiger Rückmeldungen), gibt es weitere Zonen, die durch Lichtleisten kenntlich gemacht sind:
In der Solozone wird kein Kontakt aufgenommen. Es sind weder Worte noch Berührungen erlaubt. Hier kannst du alleine sitzen oder tanzen, wenn du eine Pause brauchst oder einer Begegnung nachspüren willst. Nimm dir Zeit für dich!

Die Kuschelzone lädt zum Berühren, Abhängen und Massieren ein. Auch hier gilt der Ampelcode und die Bitte erst nachzufragen, bevor du dich irgendwo dazu legst.

In die Abholzone kannst du gehen, wenn du dich einsam fühlst, du dich nicht traust auf andere zuzubewegen oder du einfach ein Experiment wagen willst. Dort wirst du gesehen und jede*r d*er Lust hat, kann dich einladen auf eine Begegnung. Wenn du es besonders spannend haben willst, verbindest du dir in der Abholzone mit den bereit gelegten Binden die Augen. Somit weißt du nicht, wer dich auf die Tanzfläche entführt und erlebst eine Vertrauensreise der besonderen Art. Solltest du eine Person aus der Abholzone mitnehmen, bist du ihr Angel und verantwortlich für *sie. Beibe mit ihr in Kontakt, bis *sie die Augenbinde ablegt oder du sie wieder in die Abholzone zurückgebringst.

Vor der Tür gibt es die Getränke- und Gesprächszone! Gerne kannst du deine*n Buddy oder andere Menschen, mit denen du eine Begegnung hattest, bitten mit dir hierher zu kommen, um das Erlebte zu reflektieren oder Gefühle auszusprechen. Bitte achte darauf, dass du von dir selbst sprichst und das Verhalten anderer nicht interpretierst oder vorschnell bewertest. Was hat eine Person oder eine Handlung bei dir ausgelöst? Beschreibe deine Gefühle möglichst bildlich! Aber sei auch klar, wenn deine Grenzen überschritten wurden.

Erotik

Beim Liebe tanzen darf alles passieren, was allen Beteiligten gefällt. Grundsätzlich haben wir uns aber entschieden sexuellen Verkehr (vaginale, orale oder anale Penetration) nicht zuzulassen, um die Dynamik des “wer findet am schnellsten eine*n Sexpartner*in” zu unterbinden. Spüre und genieße deine Erregung ohne dem Orgasmusziel hinterher zu laufen.

*: Das Sternchen steht für Vielfalt! Bei uns sind erwachsene Menschen aller sexuellen Identitäten und Orientierungen, mit jeder Hautfarbe und kulturellem Hintergrund, aus jeder Bevölkerungsschicht, mit jedem Alter (ab 18) und jeder körperlichen Besonderheit (leider ist der Aufzug im Haus Lebenskunst defekt. Falls du Unterstützung bei den Treppen brauchst, melde dich unter delrosso@gmx.de) willkommen!